Direkt zum Seiteninhalt

Desinformation im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz

Lesezeit: Minuten
Das Jahr 2024 steht im Zeichen bedeutender Wahlen weltweit, von den USA über Europa bis nach Indien. Doch neben dem demokratischen Prozess breitet sich eine besorgniserregende Entwicklung aus: die Verbreitung von Desinformation über verschiedene digitale Kanäle. Auffallend viele populistische Bewegungen setzen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) auf gefälschte Nachrichten und Manipulation, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Inmitten dieser Herausforderungen ist es entscheidend, die Medienkompetenz zu stärken. Denn in einer digitalen Ära, in der Fake News und Deepfakes die Runde machen, ist die Fähigkeit zur differenzierten Informationsbewertung von größter Bedeutung.

Die Zunahme demokratiefeindlicher und populistischer Bewegungen stellt eine große Herausforderung dar. Umso mehr liegt es in diesen herausfordernden Zeiten an uns Bürger*innen, eine aktive Rolle in der Bewahrung und Ausgestaltung der Demokratie zu übernehmen. Dabei ist es essenziell, dass wir Nachrichten und Informationen kritisch hinterfragen, ihre Glaubwürdigkeit bewerten und gerade mit Blick auf die junge Generation Handlungsempfehlungen formulieren, die sie beim Aufwachsen in den Medienwelten aktiv unterstützen.

Denn hinzukommt das zunehmende Misstrauen in vor allem digital ausgespielten Medien. Das World Economic Forum (Quelle: Global Risks Report 2024) stuft die Verbreitung von Falschinformationen durch künstliche Intelligenz als die größte Gefahr für eine globale Krise in den nächsten zwei Jahren ein. Laut der Bertelsmann Studie „Verunsicherte Öffentlichkeit“ sagt die Hälfte aller Befragten aus, dass sie sich nicht in der Lage fühlen, Information im Netz sicher einzuschätzen.

Unabhängig davon, über welche digitalen Kanäle wie Suchmaschinen, Social-Media Angebote oder Messangerdienste man sich informiert, kommt man mehr oder weniger mit absichtlich erstellten Falschinformationen in Berührung. Einmal aufgedeckt führt die Berichterstattung aber auch dazu, dass die Skepsis gegenüber eigentlich vertrauten Informationsquellen steigt. Ein Dilemma, was schlussendlich nur über stetige Sensibilisierung und zielgruppengerechte Bildungsformate aufgelöst werden kann.
Aber was ist Desinformation?
Bei Desinformation handelt es sich um absichtlich verbreitete falsche oder irreführende Informationen mit dem Ziel, Schaden anzurichten und Verunsicherung zu streuen. Synonym zu Desinformation werden häufig die Begriffe Falsch- oder Fehlinformationen sowie Fake News verwendet, obwohl es sich bei der Falsch- und Fehlinformation um „versehentlich“ falsche Informationen handelt. Darunter fallen auch die klassische Zeitungsente, Clickbaiting, Satire oder Parodien.

Desinformation wird gezielt über eine Vielzahl von Medien, von traditionellen Methoden bis hin zu neueren digitalen Methoden verbreitet. Zu den modernen Phänomenen zählen Deepfakes, Social Bots und Framing, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Klassische Techniken umfassen hingegen gefälschte Fotos, imitierte Websites, irreführende oder aus dem Zusammenhang gezogene verkürzte Zitate, fehlerhafte Statistiken sowie frei erfundene Behauptungen.
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz?
Bei der Erstellung und Verbreitung von Desinformation spielt zunehmend die Künstliche Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle, denn noch nie war es so einfach, Falschinformationen in so perfekter Qualität und so großer Vielzahl zu erstellen. Texte, Bilder, Audios und auch Videos können mit wenigen Handgriffen produziert und dabei fast beliebig Desinformationen oder Deepfakes erstellt und sogar automatisiert verbreitet werden.

Bietet die fortschreitende Entwicklung von KI einerseits die transformative Kraft, die großen Probleme unserer Gesellschaft wie Klimawandel, Teilhabe, Bildung und Gesundheitsversorgung zu lösen, so schafft sie zugleich die Möglichkeit, die Technologie für Desinformationen zu nutzen. Zugleich kann die KI die Verbreitung von Desinformation fördern, schwächt die Meinungsvielfalt und Verschärfung zugleich über systemisch bedingte BIASE bestehende Ungleichheiten.
Deepfakes sind Medieninhalte wie Fotos, Audiodateien oder Videos, die mithilfe von KI-Technologien so bearbeitet wurden, dass sie äußerst realistisch erscheinen. Diese Technik ermöglicht es, Gesichter und Stimmen zu imitieren oder auszutauschen, wodurch Personen in Videos Dinge sagen oder tun können, die nie passiert sind.

Deepfakes können für die Manipulation oder Fälschung von Ereignissen eingesetzt werden und stellen eine Bedrohung dar, weil sie die Glaubwürdigkeit etablierter Nachrichtenmedien untergraben können, indem sie Inhalte produzieren, die wie von vertrauenswürdigen Quellen kommend aussehen.
Zusammenfassung
Desinformationen stellen nicht zuletzt durch die Fähigkeiten der KI eine große Herausforderung dar. Dazu werden im Internet, besonders in sozialen Medien und Messaging-Diensten, Inhalte extrem rasch und weit verbreitet, geteilt, kommentiert und geliked. Eine Prüfung der Informationen auf Richtigkeit durch die Plattformbetreiber*innen findet nicht statt. Zudem lässt der begrenzte Umfang solcher Nachrichten (Zeichenbegrenzung auf Twitter, kurze Beschreibungen bei Post auf Instagram & Co., keine Textebene bei Sprachnachrichten, Stories und Reels etc.) oft keinen Platz für Quellenangaben oder Verweise.

Nimmt man den bewusst durch die Plattformbetreiber*innen gesteuerten kurzweiligen Konsum auf Plattformen wie Instagram und TikTok noch mit ins Kalkül, dann führt dies schnell zur Überforderung, und sowohl unsere Fähigkeit als auch die „Lust“ auf Bewertung der Vertrauenswürdigkeit wird gemindert. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben und gerade mit Blick auf Heranwachsende sind wir alle in der Pflicht, die folgenden Punkte zu beachten und weiterzugeben:
Kritisch hinterfragen statt direkt weiterleiten
Faktenchecks nutzen
Absender der Nachricht prüfen
Quellen vergleichen
Bilder/Videos prüfen (siehe Bildmanipulation im Netz)
Selbst unter Nutzung von KI keine Desinformation erzeugen
Andere über deine Erkenntnisse informieren
Desinformation innerhalb der Plattform melden
Inhalte nur teilen, bei denen du dir sicher bist
In unserem Themendossier „Desinformation im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz“ widmen wir uns mit interaktiven Formaten, Hintergrundtexten und ganz konkreten Handlungsempfehlungen vielen Facetten der Desinformation und möchten die erwachsenen Begleiter*innen unterstützen, junge Menschen kompetent zu begleiten.
Fachbegriffe
Zeitungsente
Eine Zeitungsente bezeichnet eine falsche oder erfundene Nachricht, die in Medien veröffentlicht wird. Sie entsteht oft durch Fehler in der Recherche oder wird manchmal absichtlich als Scherz verbreitet.
Click-Baiting
Clickbaiting ist eine Technik, die besonders reißerische oder irreführende Überschriften verwendet, um Nutzer*innen zum Anklicken eines Links zu bewegen. Ziel ist es, die Klickzahlen zu erhöhen, was oft zu einer Enttäuschung bei den Leser*innen führt, da der Inhalt die Versprechen der Überschrift nicht erfüllt.
Parodie
Eine Parodie ist eine humorvolle oder spöttische Nachahmung eines Werks, Stils oder einer Autorin/eines Autors, die durch Übertreibung oder Verzerrung charakteristische Elemente hervorhebt. Sie zielt darauf ab, das Original zu kritisieren oder zu verspotten, indem sie dessen Eigenheiten auf komische Weise übertreibt.
Satire
Satire ist eine Kunstform, die menschliche Fehler oder Laster durch Spott, Ironie oder andere humoristische Mittel kritisiert und bloßstellt. Sie strebt danach, durch ihre kritische Darstellung eine gesellschaftliche oder individuelle Veränderung herbeizuführen.
BIAS
Bei Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) bezeichnet "Bias" eine systematische Verzerrung in den Daten oder Algorithmen, die dazu führen kann, dass die Ergebnisse der KI in bestimmter Weise geneigt oder voreingenommen sind. Solche Verzerrungen entstehen oft durch unausgewogene Trainingsdaten oder Vorurteile in der Entwicklung von Algorithmen. Ein Bias kann zu unfairen oder diskriminierenden Ergebnissen führen, etwa wenn bestimmte Gruppen von Menschen systematisch benachteiligt werden.
Hat dieser Artikel gefallen?
Weiterlesen im Dossier "Desinformation"
/mediabase/img/cache/7358_740x740.jpg Die Deutsche Telekom stellt die zerstörerische Kraft von Desinformation eindrucksvoll dar und fordert uns auf, die Inhalte, die wir teilen, genauer zu prüfen. In einer Zeit, in der Falschinformationen schneller verbreitet werden als je zuvor, setzt die Deutsche Telekom gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen ihre Kräfte gebündelt ein, um das Bewusstsein für dieses drängende gesellschaftliche Problem zu schärfen. Gib Desinformation keine Chance
/mediabase/img/cache/7226_740x740.jpg Desinformation, verstärkt durch künstliche Intelligenz, ist schwer erkennbar und verbreitet sich rasant über soziale Medien und Messenger-Dienste. Für eine bessere Orientierung und um junge Menschen wirksam unterstützen zu können, erfahren Sie hier mehr über die Strategien. Strategien bei Desinformation

Interaktives Lernmodul: Desinformation

Infografik: Mechanismen von Desinformation

Interview: CORRECTIV Salon5

Projektidee: Framing

Umfrage: Desinformation erkennen

News

News
20.11.2024
Fehlende Altersprüfung: Größtes Risiko für Kinder in Online-Diensten
Viele Plattformen prüfen das Alter ihrer Nutzer nicht ausreichend – über 7.600......
13.11.2024
Verantwortung beim Teilen von Kinderfotos im Netz
„Süße Erinnerungen - gefährliche Spuren“ lautet der Titel einer neuen...
7.11.2024
Gemeinsam gegen (Cyber-)Mobbing: Unterstützungsangebote für Betroffene
Zum internationalen Tag gegen Mobbing und Cyber-Mobbing rufen „klicksafe“, „Love...
6.11.2024
Politisches Interesse der Jugend: Ein Trend, der bleibt
Immer mehr Jugendliche engagieren sich politisch – 2024 ist das Interesse so hoch wie...

Artikel teilen!

Den Beitrag mit einem Klick weitergeben!

Teilen