Desinformation begegnet man besonders häufig auf digitalen Plattformen, in sozialen Medien und Messenger-Diensten, da sie eine schnelle und reichweitenstarke Verbreitung ermöglicht. Beachtet man, dass in 2022 in Deutschland 60% der 16- bis 75-jährigen Messenger-Dienste und soziale Medien nutzten und nimmt man in Blick, dass gerade Instagram und TikTok extrem beliebt bei den eher 12- bis 16-Jährigen ist, so versteht man, warum das Thema Desinformation so stark in unser Bewusstsein gerückt ist. Im Fokus stehen dabei allen voran das Netzwerk X (ehemals Twitter), gefolgt von TikTok, Facebook und Instagram. Der Messenger-Dienst Telegram wiederum gilt als die wichtigste Plattform für Verschwörungsideologien und Rechtsextremismus (siehe z. B.: Podcast #11 Dark Social - Amadeu Antonio Stiftung) und zieht vor allem Jugendliche ab 16 Jahren an.
All diese Plattformen eignen sich „ideal“ zur Verbreitung von Desinformationen, da ihre virale Natur, algorithmische Verstärkung emotionaler Beiträge und gezielte Ansprache bestimmter Gruppen, eine breite Öffentlichkeit erreichen. Denn die Algorithmen der sozialen Medien sind so programmiert, dass Posts mit sensationsbehafteten oder umstrittenen Themen verstärkt werden, insbesondere wenn diese viele Likes erhalten oder zu ausgiebigen Diskussionen in den Kommentaren führen, was wiederum zu einer noch breiteren Sichtbarkeit dieser Inhalte führt. Man erinnere sich hierbei an das durch die KI generierte Bild, auf dem Papst Franziskus vermeintlich in einer stylischen Daunenjacke gezeigt wurde. Aber was sind die Strategien zur Erstellung von Desinformation und wie werden sie gemacht?
Ein Beispiel hierfür könnte ein selbsternannter Gesundheitsguru sein, der ohne medizinische Qualifikationen Diätpläne oder Heilbehandlungen empfiehlt. Trotz mangelnder Anerkennung durch die medizinische Gemeinschaft nutzen solche Personen ihre Plattformen, um irreführende Gesundheitsinformationen zu verbreiten.
Ein häufiges Beispiel für einen Logikfehler ist das Argument, bei dem fälschlicherweise angenommen wird, dass eine Sache die Ursache einer anderen ist, nur weil sie zeitlich vorhergeht. Zum Beispiel könnte jemand behaupten, dass das Tragen eines bestimmten Armbands seine Gesundheit verbessert hat, nur weil er sich nach dem Anlegen besser gefühlt hat, ohne beispielsweise zu berücksichtigen, dass er sich zeitgleich gesünder ernährt hat.
Ein Beispiel ist die Evolutionstheorie, gegen die oft das Argument angebracht wird, sie könne nicht jedes Detail der Entstehung des Lebens erklären, und deshalb werden alternative, unwissenschaftliche Theorien vorgeschlagen.
Ein Beispiel hierfür ist die selektive Darstellung von Klimadaten, um die Existenz des Klimawandels zu leugnen. Indem nur Daten ausgewählt werden, die scheinbar einen Abkühlungstrend zeigen und gleichzeitig den umfassenden Trend der globalen Erwärmung ignorieren, wird eine irreführende Argumentation aufgebaut.
Ein markantes Beispiel ist die Mondlandungsverschwörung, bei der behauptet wird, die Mondlandung sei in einem Filmstudio inszeniert worden, trotz überwältigender Beweise und Zeugenaussagen, die das Gegenteil belegen. Diese Verschwörungstheorie ignoriert die umfangreichen technischen und menschlichen Anstrengungen, die in die Apollo-Missionen geflossen sind, und fördert stattdessen eine unbegründete Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Errungenschaften und historischen Fakten.
Desinformationen und Verschwörungstheorien zu fast allen gesellschaftlichen Themen – von Klimawandel über Corona und Ernährungsthemen bis hin zu politischen Ereignissen – finden in sozialen Netzwerken schnell ein breites Publikum. Und vor allem Kindern und Jugendliche, die ihre Fähigkeit, Dinge zu beurteilen und kritisch abzuwägen noch lernen müssen, sind anfälliger für solche Theorien, besonders wenn sie von Influencer*innen oder Peer-Gruppen geteilt werden.
Das Ziel von Desinformation kann sehr unterschiedlich motiviert sein, aber eines eint alle: Die Meinungsbildung zu beeinflussen. So finden wir neben kommerziellen oder kriminellen Interessen auch Fehlinformationen, die bewusst über populistische Propaganda politische Meinungen beeinflussen und auch Gemeinschaften und Initiativen, die gezielt Mitglieder für ihre oft kruden Ideen und Ziele rekrutieren.
Da Desinformationen nicht immer leicht zu erkennen sind, besonders wenn sie geschickt in ansprechenden oder überzeugend wirkenden Narrativen verpackt werden, untergraben diese auch die Ausprägung von kritischem Denken und beeinflussen nachhaltig die Einstellungen, Entscheidungen und Verhaltensweisen junger Menschen in wichtigen Lebensbereichen wie Gesundheit, Politik und Wissenschaft.
Es wird entscheidend sein, sich mit den Techniken der Erstellung von Desinformation zu beschäftigen, um zuerst einmal die eigene Fähigkeit, sich kritisch mit all den Informationen auseinanderzusetzen, zu stärken, damit diese gewonnen Erkenntnisse im Umgang mit Kindern und Jugendlichen angewendet werden können. Nutzen Sie dazu gerne die weiteren Inhalte des Themendossiers sowie unsere vielfältigen Inhalte in der Toolbox.
Interaktives Lernmodul: Desinformation