Soziale Netzwerke wie YouTube vermitteln mit ihren Inhalten immer auch Werte und Rollenbilder. Sie bieten Orientierungsmöglichkeiten und beeinflussen, wie Kinder und Jugendliche denken und handeln, wer sie sein möchten und wie sie ihr Leben gestalten wollen. Auf diesen digitalen Plattformen können sich junge Menschen ausprobieren und ihre Interessen entwickeln.
"Ich habe seit zwei Jahren einen eigenen YouTube-Kanal. Ich mache Let‘s-Play-Videos und Challenges. Mein Vater kauft mir hoffentlich bald ein gutes Videoschnittprogramm, damit ich meine Videos besser schneiden kann."
Jonas, 13 Jahre
Heute nutzen laut ARD/ZDF-Onlinestudie 91 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Videoportale wie YouTube oder Twitch. Nur etwa ein Prozent der 10- bis 19-Jährigen kennt keine YouTube-Videos. Viele, die heute selbst YouTube-Videos produzieren, sind im selben Alter wie ihr Publikum – also minderjährig, so die Studie.
Die von Kindern am häufigsten genutzten YouTube-Inhalte beziehen sich meistens auf Videos von YouTube-Stars, die laut KIM-Studie 2016 gut ein Drittel der von YouTube-Nutzern genannten Lieblingsangebote ausmachen. Jeder zehnte YouTube-Nutzer hat darüber hinaus einen eigenen Account auf einem Video- oder Streamingportal.
Das Phänomen YouTube-Star ist vor allem bei den älteren Kindern und jüngeren Jugendlichen zu beobachten. Unter den 10- bis 12-Jährigen geben 41 Prozent an, dass ihr Lieblingsstar ein YouTuber ist, bei den 13- bis 15-Jährigen sind es 44 Prozent (Bitcom-Studie). Schon sieben Prozent der jungen Nutzer präsentieren sich selbst und laden regelmäßig eigene Videos bei YouTube hoch. Auch "Let’s Plays", in denen sich YouTuber beim Spielen von Computerspielen zeigen, werden mit zunehmendem Alter wichtiger.
„TikTok finde ich richtig gut. Gerade mache ich viele Tanzvideos. Meine Freundinnen finden die sehr lustig. Ich habe schon über 500 Fans. Aber wichtiger sind mir meine Freunde. Eigentlich darf man sich bei TikTok erst mit 13 Jahren anmelden. Aber ich habe einfach ein falsches Geburtsdatum angegeben.“
Anna, 11 Jahre
TikTok, eine chinesische Kurzvideo-Social-Plattform, ist bei jungen Menschen äußerst populär. Die Clips dauern nur wenige Sekunden. Und die App selbst ist ein Fenster zu fremden Wohnungen und Kinderzimmern. Denn überall, wo sie Platz finden und ungestört sind, singen, spielen und tanzen die jungen Nutzer zu ihren Lieblingssongs.
Twitch ist gerade bei älteren Kindern attraktiv, weil sie hier Computerspiele aus einer anderen Perspektive erleben können. Die Plattform ermöglicht eine Interaktion mit den Gamern. Im Gegensatz zu "Let’s Play"-Videos bei YouTube kommt bei Twitch hinzu, dass alles in Echtzeit geschieht und so einer „realen” Community gleichkommt. Bei Twitch kann man aber nicht nur Zuschauer sein, sondern auch aktiv als sogenannter Streamer produzieren. Hat ein Streamer genügend Zuschauer, kann er Werbung schalten und damit Geld verdienen.
Was viele Nutzer nicht wissen: Hinter den scheinbar locker-lustigen YouTube-Videos steckt viel Arbeit. Freizeit ist für erfolgreiche YouTuber ein Fremdwort, denn wer nicht täglich neue Videos liefert, ist schnell wieder vergessen. Da bleibt für andere Freizeitaktivitäten oft nicht genügend Platz. Außerdem verrät der Blick in die Nutzungsbestimmungen von YouTube: Um auf der Videoplattform mit einem Kanal aktiv zu sein, ist ein Mindestalter von 13 Jahren Pflicht. Zwar können Kinder in diesem Alter schon Geld verdienen, allerdings nicht ohne die Mitarbeit und das Einverständnis eines Volljährigen.
So war es bei „Ryan ToysReview“ natürlich nicht Ryan selbst, der den YouTube-Kanal gestartet hat. „Ryan ToysReview“ gibt es, seit er vier Jahre alt ist, seine Eltern gründeten ihn 2015. Sie sind es auch, die seither die Einnahmen verwalten. Nicht immer steckt also ein Kinderwunsch hinter einem erfolgreichen YouTuber.
Projektidee: Digital die Welt entdecken
Umfrage: Sollte das Kinderzimmer der Zukunft digitaler werden?