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Wissen oder Kompetenz?

Lesezeit: Minuten
Die Schüler und Schülerinnen sitzen an einem großen Tisch. Sie sollen eine knifflige Aufgabe lösen, gemeinsam. Hierbei geht es nicht nur um die gemeinsame Bewältigung der Aufgabe, sondern auch darum, wie jeder Einzelne seine Interessen und seine Kompetenzen zur Lösung der Aufgabe einbringen kann.

Diese Schülerinnen und Schüler pauken nicht nur stur Inhalte, die von einer Lehrkraft frontal vermittelt werden. Vielmehr finden sie sich in Gruppen wieder, in denen sie sich erstmal selbstständig und mit ihren jeweiligen Stärken und Kompetenzen neue Themengebiete erschließen. Mit der Lehrkraft als Impulsgeber und Begleiter.

Was brauchen junge Menschen in einer digitalisierten Umwelt?

Dieses Lernszenario ist nicht neu oder erst durch die Digitalisierung entstanden. Sie werden in den Bildungswissenschaften schon lange diskutiert und in der Praxis zum Beispiel in reformpädagogisch geprägten Bildungsinstitutionen auch umgesetzt. Doch im Lernalltag der meisten jungen Menschen sind sie nicht anzutreffen.

Die Entwicklung von Kompetenzen wie Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritisches Denken werden heute in vielen Bereichen der Bildung – und nicht zuletzt von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – in ihrer Bedeutung oft betont, doch spielen sie im schulischen Alltag kaum eine tragende Rolle.

Dabei sind es u. a. diese Kompetenzen, mit denen junge Menschen einer dynamischen, komplexen und digitalisierten Umwelt gut begegnen können. Kompetenzorientierte Lernumgebungen sollten deshalb neben dem Frontalunterricht einen größeren Raum einnehmen.

Woher stammen die vier genannten Kompetenzen?

Das 4K-Modell geht von 4 Kernkompetenzen aus, die Lernenden ein selbstbestimmtes Leben in einer modernen Welt ermöglichen sollen. Entwickelt wurde es von der US-amerikanischen Organisation Partnership for 21st Century Learning (P21) und wird seit 2002 für die Bildung in einem digitalen Kontext eingesetzt.
Warum ist Kompetenzentwicklung wichtig?

Mit den digitalen Medien hat sich unsere Welt in kurzer Zeit drastisch verändert - und mit ihr auch die Aufgaben, die Menschen tagtäglich in der Arbeitswelt und im Alltag zu bewältigen haben. Die Allgegenwärtigkeit von digitalen Medien führt jedoch nicht automatisch zu einer zielführenden Nutzung – ob im privaten oder im beruflichen Alltag.

Nach Prof. Dr. John Erpenbeck, Professor für Kompetenzmanagement an der Steinbeis-Hochschule Berlin, bedeutet Kompetenz "mit dem erworbenen Wissen fähig zu sein, selbstorganisiert und kreativ in Arbeitsprozessen, insbesondere auch in zukunftsoffenen Herausforderungen, tätig zu werden. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der heute digitale Innovationen stattfinden, wird das immer wichtiger. Kompetenzen können aber nicht gelehrt, sondern nur selbstorganisiert beim Bewältigen realer Herausforderungen aufgebaut werden."

Fachwissen allein genügt nicht mehr

Gerade im beruflichen Umfeld wird es immer wichtiger sein, dass Menschen in der Lage sind, gemeinsam in virtuellen Arbeitsgruppen zu lernen und zu arbeiten. Konkret bedeutet das: Über grundlegende Anwenderkenntnisse hinaus müssen Menschen zum Beispiel über die Fähigkeit verfügen, ihr Wissen verständlich zu teilen und Informationen hinsichtlich ihrer Folgen zu beurteilen. Wissensvermittlung wird somit weiterhin zentraler Baustein für sämtliche Lernprozesse sein - auch für die Kompetenzentwicklung, denn diese baut nach Erpenbeck auf Wissen auf. Wissen ist wie Lesen und Schreiben eine Voraussetzung, um Aufgaben erfolgreich zu lösen.

Diese Entwicklung der digitalen Welt hat in vielen Lebensbereichen deutlich an Geschwindigkeit zugenommen. Konnten sich Schülerinnen und Schüler zum Beispiel früher auf die Inhalte, die sie in einem Lexikon fanden, verlassen, so ist der heutige Zugang zu Informationen in der digitalen Welt ungleich vielfältiger. Hier treffen sie bei der Suche auf die unterschiedlichsten Quellen, die eingeordnet und bewertet werden müssen.

Kompetenzen wie Urteilsfähigkeit und Kreativität sind darum heute ungleich relevanter, als sie es in der Vergangenheit waren. Denn sie ermöglichen es jedem einzelnen, überlegt und selbstorganisiert auf die sich stetig wandelnden Anforderungen der digitalen Welt zu reagieren. Wer also bei jungen Menschen Wissen aufbaut und zugleich ihre Kompetenzen fördert, der bereitet sie auf eine Welt vor, in der sie erfolgreich auf neue Aufgaben und Problemstellungen reagieren können.

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